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Zur Gewerbeausstellung im Oktober 2003

Herzliche Gegner - kratzbürstige Partner?

Die vergangenen Wochen haben dank des Wahlkampfes um die Sitze im National- und im Ständerat wieder einmal köstlichen, aber auch kostbaren Anschauungsunterricht geboten.
Man kann sich – quer durch das breite Feld der Parteien betrachtet – des Eindruckes nicht erwehren, dass Staat und Wirtschaft zwei eigenartige Kumpane sind. Sie scheinen sich nicht sonderlich zu lieben, sind aber dennoch unentwegt auf gemeinsamer Wanderschaft.
Köstlich war einmal mehr, zu sehen, wieviele Aktive in der Politik sich naive Vorstellungen über die realen Möglichkeiten der Unternehmungen und der öffentlichen Hand machen. Als ob es reichen würde, wenn man hüben wie drüben sagt, die müssen jetzt halt mal ..... also, die andern natürlich. Kostbar war – und dazu bieten Wahlkämpfe immer eine gute Gelegenheit –, dass Medien und einzelne Kandidaten herausgearbeitet haben, wie wichtig und feingliedrig der Zusammenhang von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft ist.

Hier begegnen sich zwei zentrale Kräfte, die in unsere Gesellschaft hineinwirken. Sie tragen ganz unterschiedliche Rollen, die es mit sich bringen, dass man manchmal eine partnerschaftliche und manchmal eine gegnerische „Match-Aufstellung“ ausmachen kann. Und das muss so sein. Es muss so sein, weil auch in diesem grossen Zusammenhang durchaus gilt, dass Konkurrenz nicht nur „das Geschäft belebt“, sondern dass Konkurrenz auch immer ein Motor ist, um Dinge voranzubringen. Es muss aber auch so sein, weil in unserer Gesellschaft der Widerspruch zwischen den Interessen des Einzelnen und den Interessen der Allgemeinheit immer aufs Neue einen Ausgleich finden muss. Immer fraglicher wird aber für mich die Art und Weise, wie man diesen Ausgleich heute sucht. Muss von Seiten des Staates die Antwort aus immer grösserer Regelungswut bestehen? Muss von Seiten der Wirtschaft die Antwort aus immer grösserer Konzentration bestehen?

Gerade eine lokale Gewerbeausstellung bietet eine Plattform, um sich auch über solche Fragen wieder einmal Gedanken zu machen. Denn auf der kommunalen Ebene begegnen sich diese eigenartigen Kumpane täglich, ganz konkret. Eine Gemeinde ist Vollzugsorgan von staatlichen Regelungen, sie ist Auftraggeberin, sie realisiert und betreibt nötige Infrastruktur, sie ist das konkrete soziale Auffangnetz, sie ist Dienstleistungsanbieterin und auch Arbeitgeberin – mit dem Charakter einer hübsch grossen KMU. Die Gemeinde ist aber auch intensiver Begegnungsort: Hier leben Menschen mit wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, kulturellen und sozialen Bedürfnissen; hier wirken Unternehmen mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Lieferanten für ihre Kunden, kämpfen mit Problemen und erzielen Erfolge.

Den Ausstellerinnen und Ausstellern an der Gwärb 2003 wünsche ich interessierten Andrang, grosse Nachfrage und viel Erfolg. Uns allen wünsche ich Begegnungen, die herzlich sind – das Kratzbürstige wird uns im Alltag hin und wieder wohl ganz von selbst einholen.


Rudolf Mohler
Gemeindepräsident
28.09.2003